Der 17-jährige CEO
Als Teenager eine eigene Firma gründen – der Akzent Entrepreneurship der Kantonsschule Hottingen machts möglich. Der Gymnasiast Nermin Nedzibi ist CEO der Firma Althea Cosmetics und hat mit seinem sechsköpfigen Team ein Kräuterduschmittel «mit regionalem Kick» kreiert.
5. Oktober 2020
Aufmerksame braune Augen, aufrechte Körperhaltung, freundliches Lächeln – das ist Nermin Nedzibi. 17 Jahre alt und ganz der CEO. Nermin besucht die dritte Klasse des Kurzzeitgymnasiums der Kantonsschule Hottingen und seit bald drei Jahren belegt er dort den Akzent Entrepreneurship. Im vier Jahre dauernden Angebot wird das wirtschaftlich-rechtliche Maturitätsprofil mit der praxisorientierten Anwendung des theoretischen Wissens ergänzt. Im dritten Jahr können die Schüler*innen zwischen einem Unternehmenspraktikum und der Gründung einer eigenen Miniunternehmung wählen. Oder wie Nermin sagt: «Im dritten Jahr gehts so richtig los.» Er hat sich für die Gründung eines Unternehmens entschieden und es noch keinen Moment bereut. «Der eigenen Idee eine Form zu geben, ist wirklich toll, auch wenn wir sehr viel Freizeit dafür aufwenden», erzählt er. Es sei eine «Riesenarbeit» und immer wieder herausfordernd, die Schule und das Unternehmen unter einen Hut zu bringen. Aber: «Ich habe gelernt, unter Stress zu arbeiten», sagt Nermin, der sich nun auch besser in die Haut seiner Eltern versetzen kann, die als Selbstständige ein Unternehmen zur Vermietung von Hebebühnen führen. Das war auch mit Grund dafür, dass er sich für den Akzent Entrepreneurship entschied.
Duschmittel mit «regionalem Kick»
«Von meiner Gymi-Zeit habe ich viele schöne Erinnerungen, vor allem von Ausflügen und Lagern – also den nicht alltäglichen Events. Eine Erinnerung sticht allerdings besonders hervor: Jene aus der Zeit, als wir das Musical «We Will Rock You» geprobt und aufgeführt haben. Ich war damals im Chor, stand also ziemlich im Hintergrund. Dennoch fand ich es wahnsinnig toll zu sehen, wie das Musical Form annahm, wie wir von vielen missratenen Proben zu den wirklich gelungenen Auftritten hinarbeiteten. Gemeinsam stellten wir etwas auf die Beine, sodass am Ende jeder stolz sein konnte, egal wie klein der Beitrag war. Dafür störte es dann auch nicht, dass man nach der Schule noch länger bleiben musste, um den Proben beizuwohnen.»
Produziert wird ebenfalls lokal. Ein Teammitglied hat seine persönlichen Kontakte nutzen können, um einen Produzenten für sich zu gewinnen. Mit einem Eigenkapital von 3000 Franken startet Althea Cosmetics eine erste Serie, die es in rund einem Monat zu kaufen geben wird. Geplant ist der Verkauf via eigenem Onlineshop und an Märkten wie dem Weihnachtsmarkt am Zürcher Hauptbahnhof. Vermarktet wird das Produkt in den kommenden Wochen auf ihrer Website, Instagram, Facebook und Twitter.
Hartnäckigkeit ist das A und O
Bevor sich das Team auf diese Idee festlegte, standen noch andere Produkteideen zur Diskussion. Ein Shampoo etwa oder eine Handdesinfektionscreme. Sie hätten dann aber festgestellt, dass die meisten Menschen ihrer Shampoo-Marke treu bleiben und bei der Desinfektionshandcreme sprangen die Produzenten nach langem Hin und Her dann doch ab. «Das war nervenaufreibend und enttäuschend», blickt Nermin zurück. Das sei nicht das erste Mal gewesen, dass sie gemerkt hätten, dass man hartnäckig bleiben und auch Rückschläge verkraften müsse. Nachhaken, nochmal anrufen, dranbleiben; sei es bei den Produzenten oder innerhalb des eigenen Teams. «Ich wurde von meinen Mitschüler*innen zum CEO gewählt, was mich sehr freute. Ich denke, ein guter CEO sollte stets den Überblick über alle laufenden Prozesse haben. Wo nötig, sollt er oder sie motivieren und dafür sorgen, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen», sagt er.
Der Wunsch nach einer Naturkosmetik-Linie
An Motivation habe es dem Team aber kaum je gefehlt, auch wenn es immer wieder Hürden zu überwinden gegeben habe. So auch, als sie sich auf Namenssuche begaben. Althea sollte ihre Firma heissen. So wie die griechische Göttin der Heilung, Reinheit und Gesundheit. Bis sie feststellten, dass dieser Name bereits im Handelsregister eingetragen war. Kurzum entschieden sie sich, ihre Firma Althea Cosmetics zu nennen. Darin schwingt auch der Wunsch der Teammitglieder mit, dass es nicht nur bei einem Duschmittel bleibt, sondern dass das Sortiment auch auf weitere Naturkosmetika ausgeweitet werden könnte, wenn es denn gut läuft. Das wünscht sich Nermin Nedzibi sehr und kann sich gut vorstellen, dass Unternehmen auch im vierten Schuljahr und darüber hinaus weiterzuführen. Dann würde er statt des Gymiunterrichts sein geplantes Jurastudium mit dem Unternehmen unter einen Hut kriegen müssen. Aber darin ist er dank Akzent Entrepreneurship ja bereits geübt.