«Beim dritten Mal läuft die Organisation fast von selbst»
Der Zürcher Mittelschulsporttag ist ein Grossanlass, an dem alle Mittelschulen im Kanton teilnehmen. OK-Chef Oliver Bellwald erzählt, was die Vorteile und Herausforderungen einer schulübergreifenden Veranstaltung sind und gibt Tipps für Nachfolgerinnen und «Nachahmer».
13. Januar 2023
Herr Bellwald, im September 2022 fand der Zürcher Mittelschulsporttag (ZMS) endlich wieder statt – nach zwei Jahren coronabedingter Pause. War es ein guter Tag?
Ja, es war ein sehr guter Tag. Wir hatten Glück mit dem Wetter, es hat kaum geregnet und war nicht zu heiss. Grössere Verletzungen gab es keine. Wir bekamen von allen Seiten gute Rückmeldungen und waren froh, dass wir den Anlass endlich wieder durchführen konnten.
Ihre Schule, die Kantonsschule Rychenberg, hat den ZMS zusammen mit dem Kantonsschulen Büelrain und Im Lee organisiert. Was waren Ihre Aufgaben und Herausforderungen bei der Planung?
Als veranstaltende Schulen legen wir die Rahmenbedingungen für den Mittelschulsporttag fest – auch abhängig von der Infrastruktur, die wir haben. Wir entscheiden, welche Sportarten wir anbieten und welche Turniere es gibt und kommunizieren das an alle Schulen. Diese sind dann aufgefordert, Teams zu bilden und anzumelden. Die Teilnahme ist absolut freiwillig und je nach Grösse schicken die Schulen mehr oder weniger Teams für mehr oder weniger Sportarten.
Die Kommunikation läuft heute mehrheitlich über digitale Tools, das macht vieles einfacher.
Meine Arbeit als OK-Chef startet meist direkt nach dem ZMS für die nächste Ausgabe. Ich mache die Abrechnung, reserviere die Sportanlagen und stelle das Team zusammen. Es gibt für die verschiedenen Aufgaben Ressort-Chef*innen, die Aufgaben verteilen sich auf verschiedene Schultern.
Herausfordernd ist die Koordination zwischen den Schulen, die den Anlass gemeinsam durchführen. Es sind immer zwei oder drei Schulen involviert. Bei uns ist schon mal der Vorteil, dass wir alle in Winterthur sind, das ist nicht bei allen der Fall.
Die Kommunikation im OK und auch mit den teilnehmenden Schulen läuft heute mehrheitlich über digitale Tools, das macht vieles einfacher. Vor gut zehn Jahren organisierten die drei Schulen in Winterthur den ZMS das letzte Mal, damals hatten wir noch etliche Sitzungen (lacht).
Vor den Sommerferien muss alles stehen, denn drei Wochen nach den Ferien findet der ZMS statt.
Früher war es so, dass alle zwei Jahre eine andere Schule den ZMS durchführte. Neu organisiert die gleiche Schule bzw. das gleiche Team aus zwei oder drei Schulen drei Mal in Folge den ZMS. Wieso wurde das geändert?
Das ist auf meinem Mist gewachsen (lacht). Wenn man den ZMS zum ersten Mal organisiert, dann muss man an sehr vieles denken und hat keine Routine. Beim zweiten Mal geht es bereits leichter und beim dritten Mal sollte es eigentlich ein Selbstläufer sein. Deshalb habe ich gedacht, dass ein Dreijahresrhythmus besser wäre und brachte das zur Abstimmung. Das wurde angenommen.
Wir hatten einfach das Pech, dass wir dazwischen zwei Coronajahre hatten und so war es dieses Mal auch wieder ein Neuanfang. Wir konnten also nicht wirklich profitieren von diesem neuen Rhythmus. Aber nächstes Jahr wird das bestimmt der Fall sein. Das hoffe ich zumindest (lacht).
Es gibt relativ wenig Anlässe, die für alle Mittelschulen im Kanton gemeinsam stattfinden. Aus Ihrer Erfahrung mit dem ZMS, was sind die positiven Auswirkungen von solchen schulübergreifenden Veranstaltungen?
In meinen Augen gibt es zahlreiche Vorteile, sowohl für Lehrpersonen als auch für die Schüler*innen, die mitmachen.
Wir Lehrpersonen treffen neue Gesichter und alte Bekannte, haben einen guten Austausch und können voneinander lernen.
Die Schüler*innen können die eigene Schule vertreten und gegen andere Schulen antreten. Das macht gerade den sportlich interessierten Jugendlichen grossen Spass. Die gemeinsame Anreise, die gemeinsamen Erfolge und Enttäuschungen, das schweisst zusammen. Es sind 50 Teams und gut 1300 Jugendliche, die am ZMS zusammenkommen, das ist schon ein nicht alltägliches Erlebnis.
Wir Lehrpersonen treffen neue Gesichter und alte Bekannte, haben einen guten Austausch und können voneinander lernen.
Was würden Sie jenen Personen mit auf den Weg geben, die nach Ihnen für die Organisation des ZMS verantwortlich sind?
Das Wichtigste zuerst: Die Sportanlagen kann man nicht früh genug reservieren! Und dann ist es sicher hilfreich, wenn man gut organisiert ist. Ich selber arbeite mit Checklisten und optimiere diese laufend.
Ich bin Perfektionist und sehe immer noch etwas, was man besser machen könnte. Aber mittlerweile sind meine Excel-Checklisten schon sehr ausgereift (lacht). Ich habe immer darauf geachtet, dass diese auch für andere Personen verständlich sind. So ist ein Dossier entstanden, dass ich meinen Nachfolger*innen gerne weitergebe.
Was kann man vom ZMS lernen für die Organisation von schulübergreifenden und grossen Anlässen?
Die digitalen Tools, die wir heute zur Verfügung haben, sollte man unbedingt nutzen. Als wir den ZMS vor zehn Jahren organisierten, mussten wir noch alle E-Mail-Adressen raussuchen, aktuell halten und etliche E-Mails schreiben. Heute läuft das alles über kollaborative Tools wie Microsoft Teams. Kommunikation und Koordination klappen damit hervorragend, man kann auf Sitzungen verzichten, muss keine Infohefte mehr drucken, kann Anmeldungen direkter verarbeiten.
Im Team sollte man klare Verantwortlichkeiten abmachen, Aufgaben delegieren und einander vertrauen.
Dann ist es wichtig, dass man aus Erfahrungen lernt und sich entwickelt. Man sollte Feedback einholen und ernst nehmen und eine Verbesserung anstreben. Aus dieser Haltung kam auch der Vorschlag, den ZMS gleich drei Jahre nacheinander zu organisieren. Dann muss man nicht immer wieder fast bei Null anfangen.
Im Team sollte man klare Verantwortlichkeiten abmachen, Aufgaben delegieren und einander vertrauen.
Und es hilft sicher auch, wenn man das Ganze mit Freude macht. Für uns Sportlehrpersonen ist der ZMS ein Highlight im Schuljahr und wir machen diese Mehrarbeit gerne.
Oliver Bellwald
Oliver Bellwald ist Sportlehrer an der Kantonsschule Rychenberg. Daneben unterrichtet er Fitnessinstruktor*innen an der Klubschule Migros und ist selbst als Fitnessinstruktor tätig. Er ist als Chef des Organisationskomitees des ZMS für die Koordination, Finanzen, Administration und PR des Sportanlasses verantwortlich. Bellwald war bereits mehrere Male Teil des ZMS: zweimal als Schüler, zweimal als Mitglied des OK (2009/2010) und zweimal als OK-Chef (2019/2022). 2023 übernimmt er die Rolle des OK-Chefs zum vorerst letzten Mal und übergibt dann sein Dossier mit fast perfekten Excel-Checklisten der Nachfolge.