Aufbruch zu neuen Horizonten
Die Ausstellung ausgezeichneter Maturitätsarbeiten 2021 ist in vollem Gang. Auf der Website www.maturitaetsarbeiten.ch präsentiert sie bis Ende Juni 54 von rund 2500 Arbeiten, die an den Zürcher Mittelschulen Jahr für Jahr verfasst werden. Fünf von ihnen erhielten einen Spezialpreis. Die Hauptpreisträger*innen nehmen Stellung.
7. Juni 2021
Die diesjährige Ausstellung steht unter dem Motto «On the way.». Ein selbst gewähltes Thema wird zum Ausgangspunkt für eine Reise zu neuen Horizonten – das Erlebnis, den jungen Autor*innen dabei über die Schultern zu schauen, ist nur einen Klick entfernt. Bereits verliehen wurden die vier Spezialpreise der Jury und der Publikumspreis. Sie gingen an folgende Arbeiten:
- Anissa Amstutz: Täuschend echt – Kunstfälschung inspiriert von Wolfgang Beltracchi
Kantonsschule Zürcher Unterland, betreut von Andrea Frei - Pary Nuri: Eindrücke einer Flucht aus dem irakischen Kriegsgebiet in die Schweiz – Eine Textsammlung
Kantonsschule im Lee, betreut von Beat Müller - Zachary Ocico O’Flanagan: Franz Hohler auf Altbabylonisch – Moderne Literatur in eine Sprache des Altertums übersetzt
Kantonsschule Im Lee, betreut von Beat Müller - Julia Rutschmann: Anna Wiser – gefoltert und hingerichtet. Ein Opfer des letzten Zürcher Hexenprozesses von 1701
Kantonsschule Zürich Nord, betreut von Stephan Caspers Durrer
Publikumspreis
- Lars Odermatt: Martin Ødegaard – Das vergessene Wunderkind
Kantonsschule Küsnacht, betreut von René Tschanz und Arto Elsässer
Die fünf Hauptpreisträger*innen im Interview
Mit der Maturitätsarbeit haben Sie Ihre erste grosse selbstständige Arbeit verfasst. Was hat Ihnen dies gebracht, und was haben Sie dabei gelernt?
Anissa Amstutz: Das Schöne an einer Maturitätsarbeit ist, dass man sich vertieft mit einem selbstgewählten Thema auseinandersetzen kann. Man lernt dabei nicht nur, wie man eine Arbeit schreibt, sondern auch wie man sie präsentiert und das Publikum mit der eigenen Begeisterung ansteckt. Meiner Meinung nach hat mir die Freude am Thema geholfen, Durchhaltevermögen zu entwickeln. Auch wenn ich meine Fortschritte nicht immer auf Anhieb erkennen konnte, lohnte es sich ausdauernd weiterzuarbeiten. Ich bin durch meine Maturitätsarbeit auch viel mutiger geworden, etwas Neues auszuprobieren.
Pary Nuri: Ich habe gelernt, selbstbewusster allein Entscheide zu treffen. Ausserdem ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie wichtig die Zeiteinteilung ist.
Zachary Ocico O’Flanagan: Für mich war die Maturitätsarbeit eine Gelegenheit, gründlich einem meiner Interessen nachzugehen, wofür ich ausserschulisch weniger Zeit und Energie gehabt hätte. Im Laufe der Arbeit ist mir immer klarer geworden, wie wichtig es ist, sich nur Sachen zu widmen, die man wirklich mag. Ich gestehe – als ich mein Konzept einreichte, fürchtete ich, dass mein Thema zu seltsam war. Doch erst durch meine Leidenschaft für den Stoff, mit dem ich mich befasste, konnte ich den grossen Arbeitsaufwand bewältigen.
Julia Rutschmann: Das Erstellen der Maturitätsarbeit hat mir auf verschiedenen Ebenen den Blickwinkel erweitert. Einerseits waren das die vielseitigen thematischen Erkenntnisse, die mich immer wieder selbst erstaunt haben. Andererseits habe ich erfahren, was es bedeutet, sich in ein Projekt hineinzuknien und weiterzumachen, wenn man gerade in einer Sackgasse steckt.
Lars Odermatt: Die Produktion dieses Dokumentarfilmes bereitete mir neben einer Menge Arbeit und gelegentlichem Kopfzerbrechen vor allem sehr viel Spass. Ich habe mich in vielen Bereichen weiterentwickelt: Planung und Organisation, Kreativität und Produktivität, Improvisation und Flexibilität, sowie im Schneiden und Produzieren. Mit diesem Film war ich gefordert, Inhalt und Wissen über bewegende Bilder und Animationen zu vermitteln. Ich entwickelte meine technischen Kenntnisse weiter, lernte Ideen zu visualisieren und Vorstellungen in Realität umzuwandeln.
Ihre Arbeit wurde von Impuls Mittelschule ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung, und was versprechen Sie sich davon?
Anissa Amstutz: Natürlich freut es mich ausserordentlich, dass meine Maturitätsarbeit auch die Jury des kantonalen Wettbewerbs überzeugen konnte. Die Anerkennung für das Engagement, das ich in meine Maturarbeit gesteckt habe, bedeutet mir sehr viel. Diese Auszeichnung zeigt mir, dass es sich wirklich gelohnt hat, viel Arbeit in meine Bilder und Analysen zu investieren. Selbstverständlich erhoffe ich mir davon auch, andere Schüler*innen dazu zu ermutigen, ein Thema zu wählen, das ihnen wirklich Freude bereitet.
Pary Nuri: Die Auszeichnung bedeutet mir sehr viel, da dadurch dem wichtigen Thema meiner Maturitätsarbeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und eventuell somit die Problematik weiter verbreitet wird. Ausserdem ist es doch eine schöne Bestätigung für die Arbeit, die man geleistet hat.
Zachary Ocico O’Flanagan: Es erfreut mich natürlich unheimlich! Ich habe viel in diese Arbeit investiert und bin sehr dankbar für die Anerkennung, die meine Leistung erhalten hat. Am meisten begeistert mich die Anzahl Menschen, bei denen das Thema Anklang fand. Die Vorstellung, bei einigen ein Interesse an Altorientalistik erweckt zu haben, macht mich sehr glücklich.
Julia Rutschmann: Die Prämierung bedeutet mir viel, da es seit Beginn nie mein Ziel war, eine Arbeit zu schreiben, um eine Auszeichnung zu erhalten. Insofern ist es schön zu sehen, dass man vieles erreichen kann, wenn man sich auf seine Interessen fokussiert. Ich verspreche mir, dies als Motivation immer im Hinterkopf zu behalten.
Lars Odermatt: Noch nie habe ich so viel Aufwand, Energie, Zeit, Leidenschaft und Hingabe für ein Projekt aufgewendet wie für diesen Dokumentarfilm. Diese Auszeichnung bestätigt und ehrt meine Arbeit auf einzigartige Weise, worüber ich extrem stolz bin. Ich bin sehr erfreut, dass der Film auf solch positive Resonanz gestossen ist, und habe mich über jede Rückmeldung gefreut.
Haben das Verfassen der Maturitätsarbeit und die Wahl des Themas einen Einfluss auf Ihre Studienrichtung und den geplanten beruflichen Werdegang?
Anissa Amstutz: Ich interessiere mich nicht nur für die Kunst, sondern auch für Sprachen, Sozial- und Naturwissenschaften. Mit meiner Maturitätsarbeit habe ich mir den Wunsch erfüllt, mich vertieft mit der Ölmalerei auseinanderzusetzen. Meine Arbeit hat mich gelehrt, dass es manchmal das Beste ist, dem eigenen Bauchgefühl zu folgen. Dies half mir auch bei der Studienwahl. Nach der Matura möchte ich gerne an der Universität Zürich Medizin studieren, und freue mich, einen spannenden und vielseitigen Studiengang gefunden zu haben, und etwas Neues lernen zu können.
Pary Nuri: Ich denke nicht, dass es einen Einfluss auf meine Studienwahl hat, da ich in diesem Bereich schon ziemlich fixiert bin. Im Zwischenjahr jedoch möchte ich definitiv einen Teil meines Buches veröffentlichen und auch nebenbei werde ich weiterhin schreiben. Sollte ich damit plötzlich grösseren Erfolg haben, bin ich natürlich offen für die Veränderung meiner beruflichen Karriere, da mir das Schreiben unheimlich Spass macht.
Zachary Ocico O’Flanagan: Durch das Verfassen der Arbeit habe ich viele Fähigkeiten ausgefeilt, die überall anwendbar sind. Dazu gehören beispielsweise wissenschaftliches Vorgehen, systematisches Denken, sprachliche Kenntnisse und das Schreiben an sich. Ich habe jedoch eine andere, naturwissenschaftliche Studienrichtung eingeschlagen. Dennoch bleiben Altorientalistik und Linguistik zwei grosse Leidenschaften, auf die ich immer wieder zurückkehren werde. Meine Arbeit wird mir den Wiedereinstieg ins Thema bestimmt auch erleichtern.
Julia Rutschmann: Die Maturitätsarbeit hat mich nicht zur Wahl meines Studiums gebracht, sondern eher diese noch bekräftigt und bestätigt.
Lars Odermatt: Durch die Produktion dieses Dokumentarfilmes hat sich der Gedanke an eine Zukunft im Bereich Multimedia gefestigt – ich visiere das Bachelorstudium Multimedia Production an der FH Graubünden oder FH Bern an.