Ein Zwischipedia-Eintrag
«Woran denkst du, wenn du ‹Zwischenstunde› hörst?» Das war die Leitfrage des Kreativ-Wettbewerbs «Zwischenstunde» der Zürcher Mittelschulen. Gian Kleeb hat geantwortet – mit einem «Zwischipedia»-Eintrag. Sein Beitrag wurde von der Jury prämiert.
16. Juli 2021
Zwischenstunde
Ein Zwischipedia-Eintrag
Eine Zwischenstunde (ugs. auch Freistunde) bezeichnete im 20. und 21. Jahrhundert eine ausgefallene, gestrichene oder anderweitig nicht stattfindende Schulstunde.
Inhalt der Zwischenstunde
Während der Zwischenstunde lernten Schüler oft für aufkommende Prüfungen, spielten auf Smartphones, hörten Musik, redeten miteinander oder spielten Spiele.
Das Lernen in Zwischenstunden war durch grosses Ablenkungspotiential vor allem bei Knaben unwirksam und lückenhaft. Diese wechselten mehrmals pro Stunde zwischen Smartphone und Lernmaterial.
Das Spielen auf Smartphones stellte oft ein Problem dar, da je nach gewähltem Spiel sehr laute Jubel- oder Empörungsrufe zu hören waren, was oft dazu führte, dass Lehrer aus nahegelegenen Klassenzimmern die Rufe zu unterbinden versuchten.
Musik hörte man meist nur, wenn man alleine war, da die Kollegen essen kaufen gingen oder man keine hatte.
Der Grossteil der Schüler, die in der Zwischenstunde redeten, waren Mädchen. Knaben, die redeten, taten dies of in Verbindung mit dem Spielen auf Smartphones. Die redenden Mädchen stellten kein Lärmproblem dar.
Spiele wurden in Zwischenstunde nur selten gespielt. Gründe dafür sind vor allem der Mangel an mitgebrachten Spielen; aber auch das fehlende Mindestmass an benötigtem Gemeinschaftsgefühl machten spielen zu einer seltenen Tätigkeit in Zwischenstunden.
Stattfinden von Zwischenstunden
Zwischenstunden fanden infolge von bestimmten Ereignissen statt:
- Plötzliches Erkranken und Fehlen einer Ersatzlehrperson
- Notenkonvente
- Lehrerweiterbildungen
- Bei Sportlektionen: Verletzung des Lehrers und Fehlen einer Ersatzlehrperson
- Bei Klassenstunden: Bei Fehlen eines Themas für die Klassenstunde liessen regeltechnisch laschere Lehrer diese oft ausfallen.
Varianten und Beliebtheit
Bei Zwischenstunden unterscheidet man zwischen vier Hauptvarianten:
- Erste Lektion des Tages
- Letzte Lektion des Tages
- An Mittagslektion(en) angrenzende Lektionen
- Lektionen zwischen zwei normalen Lektionen
Die Beliebtheit der Stunde hing von der Variante und der ausgefallenen Stunde ab. Die beliebtesten Varianten waren die «Erste Lektion des Tages» und die «Letzte Lektion des Tages», wobei die genaue Platzierung von der Laune des Schülers abhängt. Danach kam die «An Mittagslektion(en) angrenzende Lektion» und zum Schluss die «Lektion zwischen zwei normalen Lektionen».
Die beliebtesten Stunden waren Prüfungslektionen. Die beliebtesten Fächer variierten von Schüler zu Schüler, doch Forscher vermuten, dass Mathematik das beliebteste Fach war.
Gesellschaftliche Bedeutung
Man vermutet, dass Zwischenstunden unter Schülern aus verschiedenen Klassen wie ein Statussymbol gehandelt wurden, wobei es immer besser war, mehr Zwischenstunden gehabt zu haben. Die Anzahl der Zwischenstunden bezogen sich meistens nur auf nicht allzu weit zurückliegende (bis einen Monat). Daraus wurde dann gefolgert, welcher Lehrer (vor allem bei Klassenstunden), welche Klasse und welche Schule besser war, was jedoch meistens nicht mit der Realität übereinstimmte.
Dokumentarfilm
Weblinks
Spiegel.de/Schueler-des-zwanzigsten-und-einundzwanzigsten-Jahrhunderts
Nanoo.tv/Schulsysteme-der-Neuzeit
Literatur
- Das einundzwanzigste Jahrhundert – Ein Rückblick
- Jugend der Schule
- Lehrplan 21
- Das Tagebuch eines Schülers
- Profilwahl: Ein Ratgeber
Serie «Zwischenstunde»
Der Kreativ-Wettbewerb mit dem Motto «Zwischenstunde» wurde im Dezember 2020 lanciert. 131 Beiträge trafen in den beiden Kategorien «Bild» und «Text» ein, fünfzehn davon wurden prämiert. In dieser Serie werden sie vorgestellt.