Fish 'n' Grips? Mit Ketchup oder Mayo?

Montagmorgen, Workshop «Teilchenphysik»: Schwere Kost auf nüchternen Magen. Bei Licht betrachtet aber dennoch der perfekte Start in die neue Woche. Wenn Physik immer so spannend und anschaulich daherkäme, wie Katharina Müller sie in ihren Ausführungen darstellt, wäre der Zugang ein leichter. Genau darum geht es beim Angebot des Science Lab UZH für die Zürcher Mittelschulen: «Wir wollen junge Menschen für Naturwissenschaften interessieren», sagt die Fachverantwortliche für Physik, «wir wollen Schwellen abbauen, Neugier wecken und das oftmals Unnahbare der naturwissenschaftlichen Forschung fassbar und verständlich machen.»

Und dann legt sie Punkt acht Uhr los. Begrüsst eine Klasse des MNG Rämibühl und ihren Lehrer Daniel Keller im Science Lab am UZH Campus Irchel und vermittelt erste Grundlagen zur Teilchenphysik mit Quiz und Streuexperiment. Können Teilchen und Antiteilchen aus Energie erzeugt werden, lautet eine Frage, wiegt der grösste Magnet der Erde etwa halb so viel wie der Eiffelturm, eine andere. Das Quiz macht Spass, und so langsam sind die Schüler*innen auf Betriebstemperatur.

Weiter geht’s im benachbarten Science Pavilion, wo eine öffentliche Ausstellung zum CERN gezeigt wird. Katharina Müller stellt sich vor das 1:10 Modell des CMS Detektors und legt los. Spricht über Sinn und Zweck dieser riesigen Hochgeschwindigkeitskamera, die bis zu 40 Millionen Mal pro Sekunde 3D-Bilder von Partikelkollisionen aus allen Richtungen aufnimmt. Das Original ist 15 Meter hoch, 21 Meter lang und 14'000 Tonnen schwer: ein Präzisionsexperiment, mit dem untersucht wird, was bei den Kollisionen am 27 Kilometer langen Teilchenbeschleuniger am CERN passiert, um eine Antwort zu bekommen auf die Frage, was die Grundbausteine des Universums sind und was sie zusammenhält.

«Besonders spannend finde ich, dass in der Physik viele Fragen offen und bis heute unbeantwortet sind», sagt Katharina Müller.

«Physik entwickelt sich, nicht zuletzt dank des CERN, laufend weiter. Genauso wie die Medizin und alle anderen Naturwissenschaften. Wir vom Science Lab UZH haben uns zum Ziel gesetzt, unsere Erkenntnisse, aber auch unsere Zweifel und Unwissenheit mit einer breiten Bevölkerung zu teilen und Themen aus allen Bereichen der Naturwissenschaft kompetent zu vermitteln.» Katharina Müller

Das Team des Science Lab setzt sich aus Forschenden der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich zusammen und verfügt über langjährige Erfahrung in Forschung, Lehre und Wissenschaftskommunikation. Mit massgeschneiderten Angeboten für Schulen und der gezielten Weiterbildung für Mittelschullehrpersonen vermittelt es Wissen auf hohem Niveau, bietet aber auch jede Menge Inspiration für neue Formen der Unterrichtsgestaltung (siehe Box).

Wer sich für das Science Lab UZH interessiert, kann sich auch an Fish 'n' Grips wenden, das alle Angebote der Universität Zürich für Schulleiter*innen, Lehrpersonen und Schüler*innen der Stufen Gymnasium und Volksschule unter einen Hut bringt. Fish 'n' Grips ist so etwas wie die Schnittstelle zwischen Schule und Hochschule – eine Art Sterneküche für geistige Delikatessen, die auf ihrer Website ein reichhaltiges Menü präsentiert, das interessierte Lehrpersonen nach ihrem Gusto zusammenstellen und auf ihre Bedürfnisse abstimmen können.

Wie gross das Bedürfnis nach einem solchen Gefäss ist, bestätigt Maresa Knaus, Leiterin des Bereichs Schulen und Lehrpersonen an der Universität Zürich:

Wir haben so viele spannende und immer wieder neue Angebote, dass es selbst für uns schwierig ist, den Überblick zu bewahren. Es wäre schade, würden einige dieser Juwelen unentdeckt bleiben. Wir wollen und müssen kommunizieren, was wir zu bieten haben. Die Schulen sollen wissen, was die Uni ihnen bieten kann und wie sich universitäre Bildung gewinnbringend in den Unterricht integrieren lässt.

So entstand die Idee der Website Fish 'n' Grips, die sämtliche Angebote der Uni Zürich auf einer zentralen Plattform abbildet. «Wir spielen eine klassische Vermittlerrolle», sagt Maresa Knaus, «und bringen die Schulen mit der Uni zusammen. Lehrpersonen können bei uns Angebote buchen, aber auch Ideen und Anregungen einbringen, die wir gerne aufnehmen. So sind zum Beispiel stärker geisteswissenschaftliche oder auch fakultätsübergreifende, interdisziplinäre Vorhaben denkbar – da wären wir gefordert, das Angebot zu verdichten und auszuweiten.»

Die Website Fish 'n' Grips erinnert an eine schön gestaltete Speisekarte, die den Gourmet mit wenigen Klicks ans Ziel führt. Die Menüpunkte lassen sich nach Fachbereichen, Formaten oder Zielgruppen durchforsten, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Danach geht’s ans Eingemachte.

Interessierte gelangen zum Beispiel über den Fachbereich «Sozial- und Geisteswissenschaften» zum Workshop «English around the Globe: World Englishes for the Classroom», den das Englische Seminar für Lehrpersonen anbietet. Forschende des Fachbereichs «Mathematik und Naturwissenschaften» teilen ihr Wissen mit der Öffentlichkeit und kommen für einen persönlichen Austausch während einer Lektion in eine Schulklasse.

Wünscht eine einzelne Schülerin oder ein einzelner Schüler eine Betreuung für die Maturarbeit oder möchte in eine Wirtschaftsvorlesung reinschnuppern, so finden sich diese Angebote bei der entsprechenden Zielgruppe. Falls Lehrpersonen mit ihrer Klasse eine Museumsführung geniessen möchten, haben sie in der Auflistung unter dem entsprechenden Format die Qual der Wahl, ob sie eine Führung zurück zu unseren Ahnen, durchs Mikroskop zu den Pflanzenhaaren und -haken oder doch lieber zu den Textilien der südwest-chinesischen Frauen unternehmen wollen. Fish 'n' Grips bietet zudem halbjährlich auf Bestellung im Newsletter (Anmeldung via Website; siehe Box in rechter Spalte) vertiefte Einblicke in die Angebote und Blicke hinter die Kulissen zu den engagierten Expert*innen.

Die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen lebt von Erfahrungen, Begegnungen und Einblicken, welche Lernende auf ihrem Weg machen und gewinnen. Gymnasiales Lernen findet hauptsächlich im Schulzimmer statt – aber auch draussen in der Welt, durch Anregung der Lehrer*in und über Inputs von Fachpersonen. Die neue Website Fish 'n' Grips ist ein Türöffner für Lehrpersonen und Schüler*innen, die über die Grenzen des eigenen Klassenzimmers hinausschauen. Schnell und unkompliziert finden sie hier sämtliche Angebote, die sie an der Uni Zürich – namentlich im Science Lab UZH – nutzen können. Die Universität ist sehr interessiert am Austausch mit den Mittelschulen und bietet Hand für Gespräche und Kontakte in jeder Form. Besonders spannend wird es, wenn die Schulen ihre Interessen und Ideen einbringen (z. B. aktuelle gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische Themen oder interdisziplinäre Fragestellungen) und so interessante neue Workshops an der Universität für Schulen entstehen.

Ganz gleich also, ob Fertiggericht oder Menü à la carte: Bei Fish 'n' Grips gibt’s in jedem Fall Brainfood vom Feinsten.