«Ich hätte viel verpasst, wenn ich nicht an der Linguistik-Olympiade teilgenommen hätte»
Dana Niederhäuser liebt Sprachen und nahm bereits dreimal an der Linguistik-Olympiade teil. Jedes Mal schaffte sie es bis ins internationale Finale. Auch dieses Jahr ist sie wieder dabei – sie steckt mitten im Wettbewerb. Was sie an den Wissenschafts-Olympiaden so fasziniert, erzählt sie in ihrem Erfahrungsbericht.
20. März 2025
Von den Wissenschafts-Olympiaden erfuhr ich nur zufällig. Als ich im vierten Gymi war, machte mein Lehrer im Unterricht Werbung für die Linguistik-Olympiade – ein alter Studienfreund von ihm organisierte sie erstmals in der Schweiz. Ohne grosse Erwartungen absolvierte ich den Online-Qualifikationstest – und bestand.
Mittlerweile habe ich bereits dreimal an der Linguistik-Olympiade teilgenommen und mache nun zum letzten und vierten Mal mit. Danach ist aufgrund des Alters Schluss. Gerade habe ich das Schweizer Finale hinter mir. Es fand Anfang März in Bern statt. Von allen, die am Online-Test mitmachen, qualifizieren sich jeweils die Hundert besten für das Schweizer Finale. Dort löst man während vier Stunden anspruchsvolle Aufgaben. Da sind Konzentration und Durchhaltevermögen gefragt, es ist mega intensiv.
Internationale Finalrunden und unvergessliche Reisen
Nach dem Schweizer Finale findet das internationale Finale statt. Ich habe mich in den letzten drei Jahren jedes Mal dafür qualifiziert und vor einigen Tagen erfahren, dass ich es auch dieses Mal geschafft habe! Es sind jeweils nur vier bis acht Teilnehmende des Schweizer Finales, denen das gelingt. Für die Finalrunden bin ich schon auf die Isle of Man, nach Bulgarien und Brasilien gereist, und dieses Jahr geht es nach Taiwan.
Diese Reisen waren absolute Highlights. Schon die Anreise ist ein Abenteuer – was man da alles sieht und erlebt! Am internationalen Finale ist das Niveau immer extrem hoch. Es gibt einen Einzeltest und einen Teamcontest und daneben ein vielseitiges Rahmenprogramm, mit Exkursionen, Spieletagen und Partys.
Die Freundschaften sind wichtiger als der Wettbewerb
Ich bin ein richtiger Sprach-Nerd und ich habe unglaublich viel gelernt durch die Linguistik-Olympiaden. Aber schon nach der ersten Teilnahme trat das Fachliche ein wenig in den Hintergrund, wichtiger wurden die sozialen Aspekte.
Der Austausch mit Menschen aus anderen Kulturen ist sehr bereichernd. Wir teilen die Begeisterung für Sprachen und können uns super unterhalten. Aber wir reden auch über andere Themen als Linguistik und Sprache – und das manchmal nächtelang in irgendwelchen Hotelzimmern. Die Olympiade hat mir viele neue Freundschaften beschert.
Logik statt Sprachkenntnisse
Auch wenn ich selber sehr sprachbegeistert und -affin bin, ist das keine Voraussetzung für die Teilnahme an der Linguistik-Olympiade. Bei den Aufgaben geht es nicht darum, eine Sprache besonders gut zu beherrschen, sondern eher um Logik und Knobeln.
Mich interessiert mittlerweile die Anwendung von Sprachen mehr als die Theorie dahinter – die Menschen, die Kulturen und das Reisen. Gerade war ich ein halbes Jahr in Spanien, habe die Sprache gelernt und als Au-pair gearbeitet.

Mutig sein und ausprobieren
Ich kann die Teilnahme an den Wissenschafts-Olympiaden nur empfehlen. Man kann nichts verlieren, wenn man den Qualifikationstest macht. Ich habe mich auch an der Mathe-, Physik- und Chemie-Olympiade versucht, bin aber nicht weitergekommen. Das war nicht schlimm, denn ich habe gemerkt, dass mir diese Fächer weniger Spass machen.
Hätte ich es aber nicht ausprobiert, wüsste ich das nicht. Und so empfehle ich auch allen, die Interesse an den Olympiaden haben: Probiert es einfach aus. Seid mutig, lasst euch nicht einschüchtern, und versucht es einfach. Man kann so viel gewinnen und erleben.
Die Olympiaden haben mir geholfen, mir über meine Stärken und Interessen klar zu werden. Ich habe mir lange überlegt, ob ich Linguistik studieren soll, mich aber nun dafür entschieden, den Numerus Clausus für das Medizinstudium zu absolvieren. Ich sehe mich eher als Ärztin denn als Forscherin im Büro. Sprachen werde ich weiterhin fleissig nutzen, sei es im Beruf, mit internationalen Freund*innen oder auf Reisen. Aber umgekehrt kann ich die Medizin nicht als Hobby betreiben.
Die Wissenschafts-Olympiaden
Die Wissenschafts-Olympiaden gibt es in zehn Disziplinen. Sie richten sich an Kinder und Jugendliche, die tiefer in ein Fachgebiet eintauchen wollen, als dies in der Schule möglich ist.
Die Olympiaden erlauben es ihnen, zu lernen und sich mit Gleichaltrigen zu messen. Doch der Wettbewerb steht nicht im Vordergrund, viel mehr geht es um persönliche Entwicklung, Austausch, Freundschaft und bereichernde Erfahrungen.
Mehr Informationen zu den Wissenschafts-Olympiaden:
- Beitrag: Wissenschafts-Olympiaden – gemeinsames Erlebnis statt einsamer Wettbewerb
- Website des Dachverbands: Science Olympiad