Wissenschafts-Olympiaden – gemeinsames Erlebnis statt einsamer Wettbewerb
Geografie, Mathematik, Informatik und sieben Disziplinen mehr – an den Wissenschafts-Olympiaden tauchen Jugendliche tief in ein Thema ein. Wir zeigen, wie die Olympiaden ablaufen und klären die wichtigsten Fragen.
28. November 2024
Die zehn Wissenschafts-Olympiaden bieten Mittelschüler*innen eine besondere Plattform: Sie können ihr Wissen in einer oder mehreren Disziplinen ausserhalb des Unterrichts vertiefen und sich mit anderen Jugendlichen messen.
Eine intellektuelle Herausforderung, die lockt, aber nicht im Vordergrund steht. Vielmehr geht es bei den Wissenschafts-Olympiaden um die sozialen Aspekte. Die Jugendlichen treffen auf Gleichgesinnte und knüpfen Kontakte, machen gemeinsame Erfahrungen, und das bisweilen über Sprach- und Landesgrenzen hinweg. Die Olympiaden sind ein Netzwerk, das Gemeinschaft und Austausch fördert.
Wettbewerb? Ja, auch. Aber sicher nicht nur.
Was sind die Wissenschafts-Olympiaden?
Die Wissenschafts-Olympiaden richten sich an Kinder und Jugendliche, die sich intensiver mit einem Fachgebiet beschäftigen möchten, als das in der Schule möglich ist.
Sie werden in zehn Disziplinen angeboten: Biologie, Chemie, Geografie, Informatik, Linguistik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft. Die einzelnen Wissenschafts-Olympiaden werden von einem Dachverband unterstützt, der gemeinsame Aufgaben wie Kommunikation und Fundraising übernimmt, ihnen aber bei der Gestaltung und Organisation freie Hand lässt.
Die Prüfungen, der Ablauf und die Anmeldefristen können daher je nach Olympiade stark variieren. Rund 480 freiwillige Helfer, darunter Studierende, Lehrpersonen und Forschende, oft ehemalige Teilnehmende, engagieren sich für die Wissenschaftsolympiaden.
Wie meldet man sich an?
Die Anmeldung für jede Olympiade erfolgt separat. Für die meisten Fächer beginnt die erste Runde mit einem Online-Test, der entweder im Klassenverband, in einer Gruppe interessierter Schüler*innen oder auch unabhängig von der Schule absolviert werden kann und zwischen dreissig und neunzig Minuten dauert.
In Biologie beispielweise findet dieser Test oft unter Aufsicht der Biologielehrperson statt. In Informatik hingegen verläuft die erste Phase über mehrere Monate, in denen Aufgaben gelöst werden. Erst dann folgt eine Prüfung. Chemie wiederum startet mit einem 40-minütigen Multiple-Choice-Test.
Die genauen Modalitäten und Anmeldefenster finden sich auf den Websites der einzelnen Wissenschafts-Olympiaden.
Wie laufen die Olympiaden ab?
Fast alle Wissenschafts-Olympiaden laufen entlang des Schuljahrs ab und umfassen verschiedene Phasen: Vom ersten Test über Workshops und Lager bis zum Schweizer Finale und dem internationalen Finale. Je nach Fach unterscheidet sich der Ablauf und es gibt mehr oder weniger Zwischenschritte. Auch die Anzahl der Teilnehmenden ist je nach Disziplin unterschiedlich.
Wer den ersten Test geschafft hat, wird per E-Mail benachrichtigt und zu einer Veranstaltung eingeladen. Das kann ein Workshop, Lager oder regionales Treffen sein. Fächer wie Physik, Biologie und Informatik etwa bieten einwöchige Lager zur Vorbereitung an, in Chemie gibt es Vorbereitungswochenenden mit Vorlesungen und Laborbesuchen.
Das nationale Finale ist meist ein grosser Event, bei dem die Jugendlichen sich während mehreren Tagen intensiv mit ihrem Thema befassen, etwa im Labor. Im Sommer finden die internationalen Finale statt, für die sich nur wenige qualifizieren und die eine gezielte Vorbereitung erfordern.
Doch selbst wenn Teilnehmende in einer Phase ausscheiden, haben sie bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt. Die Jugendlichen knüpfen Kontakte und werden motiviert, im Folgejahr wieder teilzunehmen und dann vielleicht einen Schritt weiterzukommen.
Beitragsserie zu den Wissenschafts-Olympiaden
Im Schuljahr 2024/2025 machen sich einmal mehr tausende von jungen Talenten aus der ganzen Schweiz auf eine Reise, deren Dauer und Ausgang unbekannt ist: Die Teilnahme an einer Wissenschafts-Olympiade.
Eine Artikelserie der Wissenschafts-Olympiade begleitet sie von der ersten Runde bis zum internationalen Wettbewerb. Wirf im ersten Teil einen Blick in die erste Runde der Biologie-Olympiade und erfahre, wie die Informatik-Olympiade interessierte Jugendliche abholt.
Wer kann mitmachen?
Die Hauptzielgruppe der Wissenschafts-Olympiaden sind Mittelschüler*innen, auch Berufsschüler*innen sind willkommen. Je nach Fach können auch Primar- und Sekundarschüler*innen teilnehmen. Bei der Robotik gibt es explizit eine Kategorie für 6- bis 8-Jährige. Die Altersobergrenze in den meisten Fächern liegt bei 20 Jahren.
Die Olympiaden unterstützen Jugendliche, die aufgrund körperlicher oder psychischer Beeinträchtigungen besondere Ansprüche an die Barrierefreiheit haben, individuell und gezielt.
Ist es ein Wettbewerb für Begabte oder können auch Anfänger*innen mitmachen?
Die Wissenschafts-Olympiaden bezeichnen sich zwar als Begabtenförderung, Begabung wird jedoch breit definiert. Die Teilnahme ist unabhängig von Schulnoten und die Olympiaden bieten oft andere Herausforderungen als die Schule. Die Idee ist, dass man es einfach mal versucht und im nächsten Jahr erneut teilnehmen kann, falls es im ersten Anlauf nicht klappt.
Es gibt immer wieder Jugendliche, die im Klassenverband an den Tests teilnehmen und es unerwartet in die nächste Runde schaffen. Gleichzeitig gibt es solche, die sich trotz der Qualifikation entscheiden, nicht weiterzumachen.
Einige Jugendliche probieren verschiedene Olympiaden aus, weil sie Spass an der Forschung haben und mehr lernen wollen, als die Schule bietet. Nicht immer ist konkretes Wissen in einem Fach gefragt, oft sind es auch bestimmte Fähigkeiten und Herangehensweisen, die einem zum Erfolg verhelfen.
Wie viel Aufwand bringt eine Teilnahme mit sich?
Die Teilnahme ist freiwillig und es gibt keinen Druck, bis ins Finale zu gelangen. Die Entscheidung, wie viel investiert wird, liegt bei den Teilnehmenden – sie bestimmen den Aufwand durch ihre persönlichen Ziele. Wer an den Veranstaltungen teilnimmt, sollte präsent sein und in manchen Fächern muss man sich auch zwischen den Treffen engagieren.
Die Kosten für die Teilnahme werden von den Olympiaden und ihren Partnern übernommen.
Welche Rolle haben die Lehrpersonen?
Lehrpersonen können die erste Runde im Klassenverband durchführen oder einzelne Schüler*innen zur Anmeldung motivieren. Die Wissenschafts-Olympiaden bieten auf ihrer Website unter «Brain Food» alte Tests an, sodass Lehrpersonen einen Eindruck von Stil und Art der Fragen der ersten Runde bekommen. Manche Olympiaden stellen auch eine Demoversion der Tests zur Verfügung. Während der Olympiaden werden die Jugendlichen durch Volunteers und Vertrauenspersonen unterstützt.
Mehr Informationen für Lehrpersonen gibt es auf der Website der Wissenschafts-Olympiaden.