Palmöl, Plastik und «Power to Gas»: ein Nachhaltigkeitstag an der KZO
Gymnasiast*innen haben oft ein hohes Bewusstsein für die Relevanz ökologischer Nachhaltigkeit. Wie aber können sie ihr Verhalten im Hinblick auf den eigenen ökologischen Fussabdruck verändern? Ein Projekttag an der Kantonsschule Zürcher Oberland zeigte Problemstellungen, aber auch konkrete Handlungsmöglichkeiten auf.
3. Juni 2020
Die Kantonsschule Zürcher Oberland (KZO) ist seit 2013 Mitglied des Netzwerks der UNESCO-assoziierten Schulen. Neu in diesem Frühlingssemester organisierte die UNESCO-Kommission der KZO für alle 4. Klassen des Langgymnasiums einen Projekttag zum Thema Nachhaltigkeit, an dem dreizehn Lehrpersonen aus verschiedenen Fachbereichen Workshops und Exkursionen durchführten.
Die 4.-Klässler*innen, die sich ein Thema aus dem Angebot auswählen durften, setzten sich mit den Herausforderungen einer ökologisch nachhaltigen Lebensweise auseinander und diskutierten Möglichkeiten, diese zu realisieren.
Die Texte der Klasse N4b berichten von ihren Erfahrungen. Weitere Texte kannst du auch im zweiten Teil des Berichts über den Nachhaltigkeitstag lesen.
Lebensmittelkonsum ohne Palmöl?
Nutella, Margarine, Kuchenteig oder Aromat – all diese Produkte enthalten fast immer
Palmöl. Palmöl, das am häufigsten verwendete pflanzliche Öl, ist aus der heutigen Lebensmittelindustrie nicht mehr wegzudenken. Es ist vielseitig, ertragreich und preiswert. Doch die Natur bezahlt einen hohen Preis.
Mit der Rodung der Tropenwälder und deren Umwandlung in Monokulturen wird die natürliche Vielfalt verschiedener Tier- und Pflanzenarten der Ökosysteme vernichtet. Oft werden auch hochgiftige Pestizide verwendet, welche ins Grundwasser gelangen und sehr schädlich für Mensch, Tier und Natur sind.
Deswegen stellten wir uns im Workshop die Frage: Können wir palmölfrei einkaufen? In einer kleinen Feldstudie in Zürich in Reformhäusern wie L’Ultimo Baccio oder Egli Bio Reform und konventionellen Läden wie Denner oder Migros untersuchten wir dreissig verschiedene alltägliche Lebensmittel auf Palmöl. Dazu hielten wir nach palmölfreien Alternativen Ausschau.
Unsere Studie zeigte, dass es möglich ist, palmölfrei einzukaufen. Jedoch ist es sehr zeitaufwendig. Die Produkte in den konventionellen Läden enthalten viel häufiger Palmöl als die in den Reformhäusern. In den Reformhäusern erfüllen viele Produkte die Kriterien einer umweltschonenden und natürlichen Herstellung, jedoch haben diese Läden nur eine kleine Auswahl an Produkten und diese sind teurer als die in den konventionellen Geschäften.
Ganz auf Palmöl zu verzichten ist schwierig, ein bewusster Umgang mit Palmöl ist wichtig. Am besten ist es, beim Einkauf auf Bio-Labels zu achten und auf Fertigprodukte zu verzichten.
Leben ohne Plastik?
Plastik ist aus unserem Leben fast nicht mehr wegzudenken. Was sich im Alltag als sehr nützlich erweist, hinterlässt leider grosse Verschmutzungen in unserer Umwelt.
Zu Beginn des Workshops wurden wir mit erschreckenden Zahlen konfrontiert. Kunststoff findet man nicht nur in der Umwelt, auch der Mensch isst, trinkt und atmet wöchentlich fünf Gramm Mikroplastik. Das entspricht etwa dem Gewicht einer Kreditkarte. Auf ein Leben hochgerechnet ergibt das um die 20 Kilogramm. Über die Folgen in unserem Körper kann man nur spekulieren, da Langzeitstudien noch fehlen.
Es ist aber nicht so, als könnte man nichts gegen das Plastikproblem tun. Mittels Recherche und Austausch in der Gruppe erarbeiteten wir einfache Tipps und Tricks für den Alltag. Ein Beispiel dafür ist der Gebrauch von Bienenwachstüchern anstelle von Folie. Man kann diese sehr einfach herstellen und immer wieder benutzen. Eine weitere Möglichkeit ist das Lösen eines Gemüseabos beim Bauern. So vermeidet man Plastik und erhält zudem immer frische und regionale Produkte.
Der Besuch im Unverpacktladen Cherry Green in Pfäffikon zeigte uns ganz praktisch, wie man ohne Verpackung einkaufen kann. Jeder Kunde bringt dort seine eigenen Gefässe oder Taschen mit und kauft so völlig plastikfrei ein.
Plastik soll nicht verteufelt werden, doch ein bewusster Umgang damit ist uns und unserer Umwelt zuliebe wichtig.
Ein Bauernhof der alten Schule
Wenn man sich heutzutage auf das Grundstück eines Bauern begibt, erwartet man grosse Maschinen, mindestens zwei Traktoren und einen Mähdrescher. Als wir im Rahmen des Nachhaltigkeitstages einen Bauernhof in Bertschikon besichtigen durften, stellten wir fest, dass auf diesem Bauernhof, die Arbeiten, die auf anderen Bauernhöfen 200 PS starke, turbogeladene Dieselmotoren verrichten, von Gäulen übernommen werden.
Ursprünglich kam es dazu, weil der Vater des Bauern in der Kavallerie gedient hatte, was seine Leidenschaft für Pferde weckte. Heu einfahren ist mit Pferden ganz einfach möglich, man braucht nur eine Kutsche mit Ladefläche, aber für andere Arbeiten musste sich der Bauer Anhänger, die für Traktoren konzipiert sind, umbauen lassen. So hat er einen Pflug und einen Güllewagen, die er problemlos von Pferden ziehen lassen kann. Das einzige motorisierte Landwirtschaftsfahrzeug ist ein kleiner, etwas über 30 PS starker Zweiachsmäher.
Kann aber der Bertschiker Bauer mit anderen Bauern, die modernste Maschinerie benutzen, mithalten? Das muss er nicht, denn er beliefert nicht den Detailhandel, sondern verkauft seine Ware selbst.
Da er aber weniger Gemüse produziert als zum Beispiel ein Grossbauer für Lidl, muss er seine Ware teurer anbieten als im Laden. Doch den Preis zu zahlen lohnt sich, wenn man sich klar macht, wie viel Arbeit in dem Gemüse steckt. Uns wurde das bestens demonstriert, als wir dann selbst anpacken mussten. Wir wählten das Düngen, eine Arbeit, bei der man sich die Hände richtig schmutzig macht. Andere Schüler*innen entschieden sich für sauberere Arbeiten, wie das Heuen oder das Abwägen von Kartoffeln.
Da der Bertschiker Bauer mit Pferden wirtschaftet und zeigt, dass diese Form der Landwirtschaft immer noch möglich ist, gilt er als ein Vorbild in der nachhaltigen Lebensmittelproduktion.
Weitere Texte von Schüler*innen zum Nachhaltigkeitstag an der KZO kannst du auch im zweiten Teil des Berichts lesen.
Die UNESCO-Schulen
Die KZO ist seit 2013 Mitglied des Netzwerks der UNESCO-assoziierten Schulen. Diese über die ganze Welt verteilten Schulen sind verpflichtet, sich in besonderem Mass für die Ziele der UNESCO einzusetzen, für Frieden, Einhaltung der Menschenrechte, kulturelle Verständigung und auch für nachhaltige Entwicklung. Es gibt an der KZO seit mehreren Jahren diverse Angebote, die an diese Ziele anknüpfen: so zum Beispiel das Projekt DFA (Deutsch für Asylsuchende) oder die vom Freifach «Politik über Mittag» für die Schülerschaft organisierten Podiumsdiskussionen.