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Ausstellung ausgezeichneter Maturitätsarbeiten – so wird ausgewählt

Vom leeren Blatt zur Auszeichnung: Jährlich werden rund 60 von etwa 3000 Maturitätsarbeiten ausgezeichnet. Wie werden sie ausgewählt? Wer wird speziell gewürdigt? Und wie geht es weiter? Eine Übersicht.

4. Oktober 2024

Jedes Jahr werden an den Zürcher Mittelschulen rund 3000 Maturitätsarbeiten verfasst. Aktuell werden 60 von den Schulen gewähhlte Arbeiten an der Ausstellung ausgezeichneter Maturitätsarbeiten präsentiert, wo wiederum 5 von einer Jury gewählte Arbeiten einen Sonderpreis erhalten.

Die Auswahl der Arbeiten ist dabei nicht einfach: Die Qualität der Maturitätsarbeiten ist jedes Jahr hoch und es ist sichtbar, dass die Jugendlichen sich mit viel Engagement und Herzblut mit «ihrem» Thema auseinandergesetzt haben. 

Maturitätsarbeiten – Eintauchen ins Thema

Im letzten Jahr der Mittelschule verfassen Schüler*innen zu einem selbst gewählten Thema eine Arbeit. Diese ist Voraussetzung für die Zulassung zur Matura. Während eines bis zwei Semester vertiefen die Jugendlichen ihr Wissen, üben wissenschaftliches Arbeiten oder verfeinern ihre künstlerischen Ausdrucksformen. Während des gesamten Prozesses werden die Schüler*innen von einer Lehrperson begleitet.

Die Bandbreite der Themen und Formate ist enorm. Da wird über die NATO geschrieben, ein ganzes Theaterstück auf die Beine gestellt, über Wikipedia sinniert und zu Posttraumatischen Belastungsstörungen geforscht.

Auswahl der Arbeiten für die Ausstellung

Lehrpersonen, die eine Maturitätsarbeit betreuen, können diese für die interne und externe Prämierung (die Ausstellung ausgezeichneter Maturitätsarbeiten) vorschlagen. An jeder Schule entscheidet eine Fachjury, häufig bestehend aus schulinternen und schulexternen Mitgliedern, über die Prämierung.

Während die Schulen bei der internen Prämierung frei entscheiden können, wie viele Arbeiten sie auswählen, verfügen sie für die Ausstellung ausgezeichneter Maturitätsarbeiten über ein Kontingent von einer bis vier Arbeiten, je nach Anzahl Maturand*innen im Jahrgang.

Alle ausgezeichneten Arbeiten werden an der kantonalen Ausstellung im Frühling gezeigt und erhalten ein Anerkennungsdiplom und einen Büchergutschein. Die Ausstellung findet jeweils im Mai in Zürich statt. Parallel dazu werden die Arbeiten in einer Online-Ausstellung präsentiert, die auch später noch abrufbar ist und als Archiv für die ausgezeichneten Arbeiten dient.

Sonderpreis für fünf Arbeiten

Eine Vorjury, die aus Fachlehrpersonen verschiedener Kantonsschulen besteht, wählt aus den 60 ausgezeichneten Arbeiten 10 bis 12 besonders beeindruckende Exemplare aus und erstellt eine «Shortlist» mit Empfehlungen aus ihrem jeweiligen Fachgebiet. So wird auch sichergestellt, dass alle Arbeiten eine Chance auf die Auszeichnung haben.

Diese fachspezifischen «Shortlists» werden der Jury – hier sind Personen aus den Universitäten und Hochschulen, Schweizer Jugend forscht und dem Bildungsrat vertreten – vorgelegt. Diese prüft die Arbeiten, welche in den Themenbereichen ihres Fachgebiets erarbeitet wurden. Die Jury wählt aus dieser Shortlist mindestens 4 Arbeiten aus, je nachdem nimmt sie eine zusätzliche aus der Auswahl der 60 Arbeiten dazu.

Diese 5 Arbeiten, welche meist aus den verschiedensten Themenbereichen stammen, werden mit einem Preisgeld von je 1000 Franken gewürdigt. Zudem werden sie im Onlinemagazin «Die Zürcher Mittelschulen» vorgestellt.

Sobald die Ausstellung eröffnet ist, startet zudem ein Online Voting für den Publikumspreis. Dieser wird an jeweils eine Arbeit verliehen und mit einem Preisgeld von 500 Franken honoriert.

Chance für die Zukunft

Alle 60 Arbeiten werden von «Schweizer Jugend forscht» (SJF) gesichtet. Etwa ein Drittel davon wird für die Teilnahme am gesamtschweizerischen Wettbewerb von SJF ausgewählt und erhält direkt eine Einladung. Es steht aber allen Maturand*innen offen, ihre Arbeit eigenständig bei SFJ anzumelden, diese werden dann ebenfalls geprüft, ob sie sich für den Wettbewerb eignen. Bei SJF bieten sich vielfältige Möglichkeiten, sich im eigenen Thema und in der Forschung weiterzuentwickeln.

Ergänzend gibt es weitere Programme, zum Beispiel von Young Caritas für Arbeiten mit einem gesellschaftenlichen oder sozialen Aspekt oder verschiedenen Stiftungen, welche meist themen- oder fachspezifisch sind. Dort können sich die Maturand*innen wiederum selbst für diverse Preise bewerben.

Ob mit oder ohne Auszeichnung: Die Maturitätsarbeit lehrt alle Jugendlichen viel. Die einen belassen es bei der Arbeit, die anderen vertiefen ihr Thema weiter. Für die einen stellt die Arbeit die Weichen für die Studien- oder Berufswahl, einige versuchen sich als Buchautorin oder als Herausgeberin einer Schülerzeitung, andere machen mit ihrer Arbeit auf ein gesellschaftlich relevantes Thema oder ein historisches Ereignis aufmerksam.